Ich habe mir vorgenommen, mir meinen Humor zu erhalten. Bisher läuft das ganz gut, zumindest schließe ich das aus den Reaktionen der Mitmenschen, die nahezu erwarten, dass ich in Tränen ausbreche und verzweilfle. Nix da. "Tumor is, wenn man trotzdem lacht" ist eine wunderbare Kompensationstaktik.
Heute war Brustsprechstunde. Auch hier ist man sich einig, dass ich zu jung für Brustkrebs bin. Super - dann geh ich jetzt einfach wieder?! Außerdem müssten wir sofort mit der neoadjuvanten Therapie beginnen. Moment. Das geht nicht. Ich muss erst fertig studieren. Zwei Wochen vor Ende werd ich bestimmt nicht aufhören! Man bespricht sich. Medizinisch sei das unbedenklich, aber mental doch wahnsinnig belastend... Da ich nicht dran sterbe, wenn ich mich schnell noch zwei Wochen ablenke, einigen wir uns auf Therapiebeginn unmittelbar nach dem Kolloquium. Beide Seiten sind einigermaßen zufrieden.
Schwierig war nun für mich, dass ich nur noch wenige Wochen haarig sein werde. Jahrelang wurde ich über meine lila Haare definiert. Sie sind lang genug um den Tumor zu überdecken - und wesentlicher Bestandteil meines Tanzstils. Verflucht. Aber: leben ist dann doch wichtiger.
Eine weitere Wahrheit setzt sich langsam durch: die Stelle zum 01.04. muss ich absagen. Ich hab meine Diplomarbeit in beinahe Rekordzeit angefertigt, um endlich an dem Institut zu arbeiten. Und nicht nur das macht mir Sorgen: auch, dass ich keine weiteren Einkünfte mehr haben werde. Und das für eine verflucht lange Zeit.
- fünf bis sechs Monate Chemo
- OP
- nach einigen Wochen Heilzeit: Bestrahlung
- eine Reha als Abschluss
etwa neun Monate krank zu Hause.
Nachmittags ging es wieder zum Radiologen. Ein Mammo-MRT steht an. Dabei wird ein Kontrastmittel gespritzt. Die bisher unangenehmste Untersuchung, da man in der Röhre auf dem Bauch liegt und nur ein winzigen Ausschnitt vor sich hat. Mit Blick auf die Liege. Quasi blind und taub, auf der Magenkuhle liegend, wartet man, dass es vorbei ist. Und das kann dauern. Ich hätte ein paar Verbesserungsvorschläge.
1. Wenn der Tisch spürbar anfährt, aber sachte abbremst, hat man das Gefühl, man würde ewig weiterfahren. Oder sich auf den Kopf drehen. Das war kein angenehmes Gefühl.
2. Eine Aussparung im Magenkuhlenbereich wäre super.
3. Eine Stimme im Ohr, die einem ungefähr verrät, wieviele Zyklen man noch vor sich hat, würde das Abwarten vermutlich erträglicher machen.
Ergebnis der Untersuchung: ein Tumor, aber kein weiterer Befall. Ich werde zuversichtlicher. Denn so ganz geklärt ist es noch nicht, ob weitere Tochtergeschwüre vorhanden sind, aber es wird vorsichtig Hoffnung gemacht, dass er noch rechtzeitig entdeckt wurde.
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