Nach der nun dritten Chemo passiert wirklich mal das, was man mir prophezeit hat. Die Haare weichen. Strähnchenweise kann ich sie mir aus´m Kopp ziehen. Tatsächlich hab ich mich ausreichend damit abgefunden und bin nu nur noch daran interessiert, wie ich wohl oben ohne aussehe. Nach einigen Tagen hab ich nach dem Kämmen mehr Haare in der Bürste als auf dem Kopp. Zeit für die Feinjustierung der Perücke. Ich habe sie zwar schon seit Ende März, aber genau Anpassen kann man sie erst, wenn die Haare weg sind. 3mm lange Stoppeln rieseln nun vom Schädel. Irgendwie wars angenehmer, als ich mitm Zopfband noch regulieren konnte, wann die Haare ausfallen.
Mit der Glatze beginnt wohl jetzt die offizielle Zeit als Chemomädchen.
Ansonsten verläuft bisher alles nach Plan. Jede Woche eine Chemo, dank Lapatinib etwa drei bis vier Durchfälle am Tag und dadurch ne ordentliche Schwäche und ein leichter Gewichtsverlust. Aber bisher noch alles machbar. Nachdem ich Loperamid genommen habe, kann ich meist gefahrlos die Nähe des heimischen Klos verlassen.
Da mir meine neutrophilen Granulocyten ausgehen, musste ich am Montag erstmalig eine Spritze gesetzt bekommen. Die soll mein Knochenmark stimulieren, um mehr Granus zu basteln. Der Grenzwert im Rahmen der Studie liegt bei 1500 Granulocyten pro Mikroliter.
Meine Schwiegermama war mit mir spontan und unangekündigt bei nem Medium im EsoLaden. Der sollte mir einen Stein aussuchen - und zwar nur anhand meines Namens. Haare hab ich ja noch, also war das Ergebnis wirklich gruselig. Zuerst dachte ich nur, klar, dass der dem GruftieMädchen nen schwarzen Stein andreht...aber als ich dann gesehen hab, was bei Heilanwendungen steht, war ich schon leicht geschockt...der Stein ist nu immer bei mir. Entweder in der linken Hosentasche, oder während der Klinikzeit in der Trainingsjacke.
Eine Kleinigkeit noch: da mein Arm seiner Unbeweglichkeit treu blieb, gab´s endlich die Rettung. Krankengymnastik seit dem 23.04. und tatsächlich wirds (unter Schmerzen) immer besser. Aus irgendeinem Grund ist die Narbe der Sentinelbiopsie mit der Armsehne/ dem Brustmuskel so fies verwachsen, das schmerzfreie Bewegung nich möglich ist. Die Lösung ist mechanisches Lösen. Auch nich schmerzfrei - aber danach ist deutlich mehr Bewegung drin.
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