Da saß ich also im Wartezimmer. Eine Woche, nachdem ich den Knoten ertastet habe und etwa eine Stunde nach dem Anruf meiner Ärztin. Sie hatte sich erstaunlich kurzgefasst, als sie mich auf der Arbeit anrief. "Die Ergebnisse der Biopsie sind nun da. Wir haben bereits alles weitere in die Wege geleitet. Nun müssten wir die weitere Vorgehensweise mit Ihnen durchsprechen. Sie haben Krebs."
Immer wieder überraschend, was ein paar Worte so auslösen können. Ich habe also geistesabwesend meinen Schreibtisch aufgeklart, den Rechner runtergefahren und den besorgt guckenden Kollegen erklärt, dass ich nun sehr dringend weg müsste. Und ich wüsste auch nicht, ob ich wiederkäme. Den Inhalt des Telefonats haben sie nicht mitbekommen, aber dass es keine Gewinnmitteilung sein kann, war offensichtlich.
Ich habe mir zu dem Zeitpunkt weder Tränen noch Panik erlaubt. Da ich nur schnell von der Arbeit zum Arzt wollte, habe ich - ausnahmsweise - Radio gehört. Wahnsinn. Nach "dieser Weg wird kein leichter sein" folgte noch "ich liebe dieses Leben"... Radio aus. Noch 50 km funktionieren. Dann wird Dir alles erklärt.
Bei meiner Ärztin angekommen, stellte sich raus, dass für sie diese Nachricht und die Folgen und meine Gedanken gar nicht so wichtig waren. Etwa zwei Stunden saß ich im - anfangs überfüllten - Wartezimmer, bis ich irgendwann alleine dort war. Endlich zeigte sich Frau Doktor. Nun hatte ich auch kein Bock mehr auf Tränen und war nur noch sauer. Vielleicht ja gar nicht schlecht. Aber die Gedanken waren nicht mehr aufzuhalten. Wie "schlimm" ist mein Krebs? Wielange kann ich das geheimhalten? Sterb ich jetzt? Oder...bald?
Ich habe einen sehr agressiven (G3) Tumor, der weitere Status wird noch geklärt. Vermutlich beginnen wir mit einer neoadjuvanten Chemotherapie, um ihn möglichst klein zu kriegen, so dass ich meine Brust behalten darf. Der Mistkerl ist nämlich sehr mamillennah. Damit müsste die Mamille bei seiner aktuellen Größe mit weg.
Nebenbei: ich verweigere, wenn irgend möglich, das Wort "Brustwarze". Es klingt so furchtbar eklig - und wird der Mamille nicht im Ansatz gerecht. Warzen haben fiese, böse und häßliche Hexen ausm Märchen. Und Normalsterbliche am Fuß. Ighitt.
Noch am gleichen Tag wurde dann der Thorax geröntgt. Keine Metastasen in der Lunge erkennbar. Ich bin unfassbar erleichtert. Je weniger er gestreut hat, desto länger werde ich leben!!
Ich hab mich übrigens dazu entschieden, ein Tagebuch zu führen - mit dem Titel "Mein Kampf". Ab 2016 darf ich das dann auch offiziell führen.
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