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ShiLaoRen - der steinernde alte Mensch

Chinesisch für Anfänger [ohne Beachtung der vier verschiedenen Tonzeichen] shi ist Stein oder auch steinernd, lao bedeutet alt oder weise - oder zur Spannungssteigerung auch mal verstorben -  und ren ist der Mensch. Worum es geht, erkennt man ganz klar an den Schriftzeichen. Gepaart mit kombinatorischer Sudoku-Logik kann so ein sinnvoller Satz entstehen. Oder totaler Schwachsinn - situationsbedingt ist beides lustig. Immerhin könnte es sich hier auch um einen steinalten Menschen handeln? [nicht lustig, aber ne andere Aussage. Richtig gut wird´s, wenn man weiß, dass shi im falschen Ton ausgesprochen sowas wie Scheiße heißt...] Nehmen wir es einfach mal so hin und freuen uns auf ein neues Ausflugsziel.

Blick nach rechts: Drachen vor Großstadt und FuShan
Blick nach rechts: Drachen vor Großstadt und FuShan

Am Strand angelangt mussten wir feststellen, dass der ShiLaoRen Strand trotz sonnenscheuer Chinesen deutlich mehr genutzt wurde als beim letzten Ausflug - da bin ich auf sehr langem Weg etwa zehn Menschen begegnet...da waren sie also und ließen Drachen steigen, sammelten Muscheln und liefen barfuß durch Sand und mutig im seichten Wasser...Moment - das kommt mir unheimlich bekannt vor - die sind wie wir ;-) Tatsächlich erkennt man hier am Strand den geringsten Unterschied zwischen unseren beiden Kulturen - gar keinen. Sehr schön!

Strandspiele
Strandspiele

Zwischen all den SquadFahrern, Muschelsammlern und verliebt schlendernden Pärchen war auch noch Platz für ne Menge Kinder - und da musste ich voller Freude noch eine großartige Gemeinsamkeit im Sand entdecken! Ein Schulhofspiel aus Kindertagen. Also tatsächlich noch weniger Distanz! Himmel und Hölle in beiden Kulturen - nun muss ich nur noch herausfinden, wie sie es nennen...

Doch zurück zum Tagesziel: ShiLaoRen!

Blick nach links: das Ziel für heute.
Blick nach links: das Ziel für heute.

Also flugs fort von den lustigen Strand(kurz)urlaubern. Nicht mehr dem lustigen Treiben der vielen Drachen zuschauen - die es nach ähnlichem Schwarmverhalten wie auch ihre Besitzer gar nicht einsehen, sich ineinander zu vertüdeln...

Nach links geschaut schien der Andrang auf den ersten Blick auch nicht mehr so ein groß zu sein und gebückt am Horizont zu erkennen war die lange Anna des gelben Meeres. Also den Strand entlang um dorthin zu gelangen!

Doch ganz alleine ist man hier auch nicht. Keine Drachen oder Squads - aber ne Menge Leute sammelt emsig vor sich hin. Nur was? Ein Blick in die Eimerchen und Gefrierbeutel offenbart die Sammellust an allem, was im Meer so kreucht und fleucht. Krebs(chen), Muscheln, Schnecken, Seesterne...was sie damit tun, bleibt vorerst geheim. Aber vielleicht arbeiten sie auch alle für die ansäßigen HaiXian-Restaurants? hai ist Meer, in Verbindung mit xian wird es zu Meeresfrüchten.

Wir verschieben den MeeresSalat auf einen anderen Tag und folgen dem Strand weiter Richtung SteinMann. Nach etlichen Metern [die über große Steine balancierend zurückgelegt deutlich länger erscheinen, als sie doch tatsächlich sind] versperrt ein Golfplatz endgültig den Weg. Das GolfPlatzPersonal gibt uns auch klar zu verstehen, dass die Idee, den Platz abkürzenderweise zu überqueren eher blöde ist. Eine weitere Möglichkeit wäre es, den restlichen Weg auf einem etwa 30 cm breiten Vorsprung einer Kaimauer zurückzulegen. Problem 1: keine Ahnung, wie lang der Weg überhaupt noch ist. Problem 2: die Zwischenräume dieser aus großen Steinen gemauerten Uferbefestigung sind mit Wasser gefüllt. Rechts also das Meer, links ne Mauer, die nochmal etwa drei Meter hoch ist, feuchte Mauerritzen inner regenfreien Region....und auch die alten Fischer versuchen und zu erklären, dass die Umrundung bei auflaufendem Wasser eher richtig blöde ist. Dabei sollte aber auch erwähnt werden, dass Chinesen nicht schwimmen können - na gut, meine Cam auch nicht... Und so haben wir die Wahl zwischen blöde, richtig blöde und dem Umweg an der Hauptstraße entlang....war schwierig, aber der Umweg hat gewonnnen.

Ziel erreicht!
Ziel erreicht!

Nach einem längeren Marsch haben wir es dann endlich geschafft! Wir - und etwa hundert weitere Menschen - haben den ShiLaoRen erreicht. Aus einer anderen Perspektive sieht man das Loch im Leib zwar deutlich besser - die allerdings schon erwähnte Flut sollte uns daran hindern noch weiter nach rechts zu gelangen. Also einfach etwas die Sonne genießen, dem Treiben um uns zuschauen, die Chinesen neugierig zurück anstarren - und auf zum zweitwichtigsten Grund, hier das Haus zu verlassen: Essen. Die Sammler am Strand haben Interesse erregt. Nun denn, suchen wir das nächste FischRestaurant, solange Fukushima hier noch nicht alles verstrahlt hat.

In JiNan haben wir es kennengelernt, nun wollen wir uns daran gewöhnen. Das Essen im Separee. Wenn man glaubt, dass es normal ist, in ein hübsch eingerichtetes Hinterzimmer geführt zu werden, ist es viel einfacher. Das Prozedere ist auch schon bekannt. Nicht gebrauchte Gedecke werden entfernt, die dezente Bedienung steht auf Abruf bereit, schenkt ungefragt nach, reicht neue Teller, wenn die alten zu dreckig sind...Schön war hier, dass man sich sein Essen direkt aus einer lebenden Speisekarte auswählen konnte. Auch die Suppe wurde in allen frischen Einzelteilen auf einem Teller angeboten, danach wurde erst gekocht und serviert. Der Fisch hatte hübsch klare Augen und war gebraten unfassbar lecker. Ob die Bedienung sich anmerken lassen würde, wenn man Fisch seltsam isst? Aber wie isst man ne Flunder mit Stäbchen? Am besten mit Fingern! Lecker, lecker wars. Diesmal haben wir auch deutlich mehr Geld gelassen, als beim BaoZi-Essen in JiNan :-)

das Beste mal wieder zum Schluss
das Beste mal wieder zum Schluss

Und selbst in diesem gehobenen Restaurant fand sich wieder ein hervorragendes Beispiel des Schildermacher-Humors! Die Vorwarnung eines drohenden Hockklos...

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Kommentare: 1
  • #1

    Das A. (Dienstag, 05 April 2011 15:05)

    Hockklo! Klasse Wort.

    Aber auch sonst sehr coole Eindrücke! Weiter so ;-)