An alle Lieben,
leider hat vor ein paar Tagen eine unfassbare Katastrophe begonnen. Und auch nach drei Tagen ist das wirkliche Ausmaß nicht abschätzbar. Im Rahmen meiner Möglichkeiten [vor allem, weil dieser Blog öffentlich ist] möchte ich allen Betroffenen mein Beleid aussprechen.
Der Vorwurf liegt nahe, dass wesentliche Informationen vorenthalten werden. Wir sind ernsthaft in Sorge - das mag vor allem daran liegen, dass wir in Deutschland sehr empfindlich mit diesem Thema umgehen. Hier in China sind eventuelle Auswirkungen einer Wolke, die durch die Kernschmelze in mehreren Reaktoren [mehrerer AKW´s] ensteht, wenig begreifbar. Wir sind aktuell 1790 km von Fukushima Daiichi entfernt. Wir waren damals 1730 km von Tschernobyl entfernt. Damals stand aber der Wind vorerst für uns günstig, ausserdem lag sehr viel absorbierende Landmasse dazwischen.
Wir sitzen hier im kleinen Krisenstab. Wetterberichte, Zug- und Flugpläne werden studiert, die aktuellsten Ticker der dpa und reuters zitierenden Webseiten [Spiegel, tagesschau, Stern, Fokus, und eigentlich alles, was man noch so findet] sind grundsätzlich im AktualisierenModus und werden geschockt verfolgt. Wir haben eine Art Plan B, um im Notfall [der Wind dreht, und es werden doch lebensgefährliche Strahlungsdosen gemeldet] schnell Richtung Westen zu kommen.
Sehr begeistert bin ich auch von Dr. Noeke´s Einsatz, er hat sich mit dem auswärtigen Amt in Verbindung gesetzt und uns sofort zur Verfügung gestanden [trotz meiner Mail um 2h nachts - deutscher Zeit].
Unsere WG ist nun im Verteiler für Auslandsdeutsche des Konsulats in Peking mit Mailverbindungen und Handynummern eingetragen, wir hoffen, dass wir im äußersten Notfall Hilfe und vor allem Informationen bekommen.
Eine Email wies bereits auf die strahlende Gefahr hin, aber bisher gibt es nur die weitere Anweisung, dass in China lebende Deutsche sich über die Medien und die Seiten des auswärtigen Amtes informieren sollten.
Momentan warten wir ab, wie sich die Situation entwickelt, versuchen ruhig zu bleiben ohne zuviel zu riskieren und entscheiden eher spontan.
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